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Mehr als Coaching

«Die Einsatzbereitschaft des Personals war beeindruckend.»

Paul, wie hat der Stiftungsrat 2020 erlebt?

Paul:
Das Jahr 2020 war von zwei Hauptthemen geprägt: von den personellen Änderungen in der Geschäftsleitung und der CoronaPandemie. Anfang Jahr wählte der Stiftungsrat Rolf Müller zum neuen Geschäftsführer und Saverio Alberti zum neuen Leiter des Bereiches Finanzen und Informatik. Ich bin sehr glücklich und zufrieden, dass wir für diese Schlüsselstellen zwei ausgezeichnete Fachleute anstellen konnten. Als die Pandemie in Europa ankam, war ich im Rahmen eines längeren Italienaufenthaltes in Apulien. Digital war ich immer mit meinen Kolleg*innen verbunden und der Krisenstab versorgte uns regelmässig mit Protokollen und Beschlüssen. Das Krisenmanagement funktionierte sehr gut, deshalb gab es unsererseits keinen Handlungsbedarf.

Ich möchte an dieser Stelle im Namen des Stiftungsrats unseren grossen Dank an die Belegschaft aussprechen: An allen Standorten fanden die Angestellten schnell zu einem lösungsorientierten Umgang mit der Krise. Diese Einsatzbereitschaft hat uns sehr beeindruckt.

Man sagt ja, jede Krise birgt auch Chancen, wie siehst du das Rolf?

Rolf:
Als ich letzten Sommer meine Stelle als CEO antrat, habe ich eine funktionierende Organisation angetroffen, das hat sich in den letzten Monaten erwiesen. Natürlich sind auch unsere digitalen Ansprüche gestiegen, Teams wurden schneller eingeführt als dies unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Und die Geschäftsleitung scheute sich nicht, vor die Kamera zu stehen. Doch die Pandemie war und ist vor allem eines: eine Belastung. Alle erfahren viele Beschränkungen. Auch der emotionale Austausch, der gerade in unserer Branche so wichtig ist, sei es mit Klient*innen, Kund*innen, Spender*innen oder der Öffentlichkeit, der fehlt. Das ist ein Fakt.

Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung in der Betreuung von Menschen mit Unterstützungsbedarf?

Rolf: Der administrative Teil der Betreuung wird in Zukunft dank Digitalisierung weniger Aufwand generieren, wodurch das Fachpersonal wieder mehr Zeit für die Begleitung haben sollte. Das bedeutet aber nicht, dass wir die analogen Prozesse telquel digital umsetzen. Erst müssen die Prozesse hinterfragt und gebündelt werden, so dass wir am Ende tatsächlich schlanker unterwegs sind.

Paul: Digitalisierung findet auch im Rahmen der Betreuungsarbeit statt. Wir fordern und fördern Teilhabe in allen Lebensbereichen. Deshalb ist es wichtig, dass die BSZ Stiftung auch Klient*innen z.B. bei der Anwendung neuer Kommunikationsmöglichkeiten unterstützt.

Rolf: Ja genau, Paul, wir müssen uns überlegen, wie die digitalen Chancen von Klient*innen genutzt werden können. Dies geschieht auf unterschiedlichsten Ebenen, beispielsweise in der UK (Unterstützte Kommunikation) mit entsprechenden Geräten.

Wie steht es um die Finanzierung solcher Förderprojekte? Öffentliche Beiträge an soziale Institutionen werden kleiner, der Bedarf an Leistungen aber steigt.

Paul: Das ist einer der grossen Irrtümer. Die öffentlichen Beiträge werden nicht kleiner. Mit dem neuen Finanzierungssystem des Kantons werden die Beiträge bedarfsgerecht ausgerichtet und fallbezogen geleistet. Weniger Klient*innen bedeutet weniger Geld, mehr Klient*innen, mehr Geld.

Rolf: Der Kanton Schwyz – und im Übrigen andere Kantone auch – überprüft, ob die erbrachten Leistungen einen vergleichbaren Preis haben. Es verhält sich gleich,wie wenn wir als Konsument*in Preise vergleichen. Ein Wandel, den Spitäler und Pflegeheime bereits hinter sich haben. Paul: Initiativen wiederum, die über den Leistungsauftrag hinausgehen, müssen mit Spendengeldern finanziert werden. Oder anders gesagt: Die Innovationskraft der BSZ Stiftung hängt unter anderem auch von den Spenden ab. Wir sind deshalb sehr dankbar für jede finanzielle Unterstützung. Nur so können wir neue Wege gehen und ausprobieren.

Innovative Geschäftsideen begeistern dich, Rolf. Wo steht die BSZ Stiftung bzgl. Innovationsbereitschaft?

Rolf: Als ich im Herbst 2019 begonnen habe, mich mit der BSZ Stiftung zu beschäftigen, sah ich, dass das Bewusstsein zur Umsetzung der UN-BRK (UNO-Behindertenrechtskonvention) noch nicht die gesamte Organisation durchdrungen hat. Gleichzeitig aber begegneten mir viele Menschen, die bereit sind, hinzuschauen und etwas zu verändern. Das ist eine sehr gute Ausgangslage. Wir müssen uns unbedingt von komplizierten Strukturen verabschieden. Dazu gehört auch, dass wir neu in Kompetenzzentren denken. Diese sind für sich gesehen viel agiler und die Angebote können von Klient*innen individuell in Anspruch genommen werden. Ähnlich dem skizzierten Angebotscluster, der im Wohn- und Pflegemodell von CURAVIVA (s. S. 8) beschrieben wird.

Paul: Wichtig ist, dass wir bedarfsgerechte Innovationen entwickeln und den Blick öffnen für mögliche Kooperationen. Unser Auftrag bleibt die Integration von Menschen mit Unterstützungsbedarf und das in allen Lebensphasen. Dies gelang uns in den letzten 46 Jahren und soll uns auch in Zukunft gelingen.

Vielen Dank, Paul und Rolf, für das spannende Gespräch. Das Interview führte Eveline Heuss.

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